Die belgische Autorin Amélie Nothomb ist ein Star in Frankreich.
26 Romane hat sie in Frankreich bis heute veröffentlicht und jedes Jahr hat sie einen Bestseller, auch diesmal. „Töte mich“ heißt das neue Werk.
Die 17 Jahre alte Sérieuse, ja sie heißt wirklich ‚ernst‘, lebt mit ihren adeligen Eltern und ihren beiden älteren Geschwistern in einem maroden Schloss in den belgischen Ardennen. Eines Nachts rennt Sérieuse in den Wald, wo sie von einer Wahrsagerin aufgefunden wird, die das durchgefrorene Mädchen mit nach Hause nimmt. Als ihr Vater Graf Neville sie am nächsten Morgen dort abholt, prophezeit ihm die Hellseherin, dass er auf seiner nächsten Gartenparty jemanden töten wird. Und Tochter Sérieuse hat die Lösung:
Töte mich Papa!
Wer Amélie Nothomb kennt, weiß, dass in ihren Büchern viele autobiografische Details stecken, auch in diesem Roman. Warum fühlt sich Sérieuse seitdem sie 12 ist vollkommen leer? Sie hat etwas Schreckliches erlebt und vor kurzem hat Amélie Nothomb erstmals in einem Interview darüber gesprochen, dass sie mit 12 sexuell missbraucht worden ist.
Auf der Buchmesse erzählte Amélie Nothomb, dass sie Sérieuse sei und in diesem Buch natürlich ihre Familie abgebildet werde. Daher sei dieser Roman „Tragodie und Satire“ zugleich.
Vor diesem Hintergrund sehe ich ihre Bücher mit anderen Augen. Dieses Schreiben ohne Pause seit über 30 Jahren ist wie eine Therapie; denn es wurde in der Familie nach ihrem traumatischen Erlebnis mit 12 nie darüber gesprochen! Trotzdem ist es ein sehr unterhaltsamer, witziger, grotesker Roman, mit schnellen Dialogen, und die 111 Seiten kann man an einem stürmischen Herbsttag prima durchlesen.