Heute (9.10.) erscheint sein neuer Roman. Daniel Kehlmann wollte keinen Schelmenroman über Tyll schreiben, sondern über den 30 jährigen Krieg und da das nun wirklich kein gefälliges Thema ist, strickt er diese grausame Zeit der Verwüstung, des Chaos, des Hungers, des Sterbens, um diese rätselhafte Figur. Tyll ist sozusagen der rote Faden, ein Kunstgriff, denn er hat eigentlich nichts im 30 Jährigen Krieg des 17. Jahrhunderts verloren.

Es ist ein historischer Roman und neben Shakespeare  begegnen wir Gelehrten und Königen dieser Zeit.

Tyll ist das leichte Gegengewicht in einer sehr grausam beschriebenen Welt, in die man hineingezogen wird, wie in einen nebligen Wald voller Gefahren. Es schwirrt einem danach der Kopf und man weiß selbst nicht mehr, habe ich das nun wirklich gelesen oder nicht. Es ist wie mit dem Narren, der plötzlich da und schon wieder verschwunden ist. Kehlmann spricht davon, Tyll sei eine Metapher, aber er wisse nicht genau wofür. Vielleicht steht Tyll einfach für einen Menschen, der sich immer treu bleibt und sich nicht verbiegt, auch wenn um ihn herum das Chaos herrscht. Eine Figur, die sich nicht verführen lässt, weder von den Guten noch von den Bösen. Tyll ist jemand, der keinen Unterschied zwischen den Religionen macht, der 30 Jährige Krieg ist ja auch ein Religionskrieg gewesen. Der Roman ist aktuell und eine fantastische Herausforderung für den Leser!

Buchbesprechung am 16.10.17 in hr2kultur um 8:30. Zum Nachhören:Buchtipp hr2kultur

Daniel_Kehlmann_Tyll

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